Projektmanagement
IPA-Verfahren
Die integrierte Projektabwicklung (IPA) ist ein Verfahren der frühzeitigen Zusammenarbeit und effektiven Entscheidungsfindung in der Bauindustrie von heute. Es ist ein kollaboratives Bauprojektverfahren, bei dem alle relevanten Teilnehmer (Menschen, Systeme, Strukturen und Prozesse) von Anfang an mit einbezogen werden und gemeinsam Nutzen und Risiken tragen.
Laut Definition des American Institute of Architect ist IPD:
„Ein Projektabwicklungsansatz, der Personen, Systeme, Geschäftsstrukturen und Praktiken in einen Prozess integriert, der die Talente und Erkenntnisse aller Beteiligten bündelt, um die Projektresultate zu optimieren, den Wert für den Eigentümer zu steigern, Verschwendung zu reduzieren und die Effizienz in allen Phasen der Planung, Fertigung und des Baus zu maximieren.“
IPD ist auch methodisch vergleichbar mit dem datentechnischen BIM, da alle Beteiligten über alle Informationen verfügen und zusammenarbeiten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Daher ist die Implementierung von BIM eine klare Empfehlung in der Abwicklung als IPD.
Hierbei stellt sich einem die Frage wie IPD eingesetzt werden kann.
Dazu haben wir unsere Niederlassungsleiterin sowie Projektleiterin Anne Heinig zu einem Interview gebeten.
Welchen Bezug hast du zu IPD-Projekten?
Ich durfte eine Quartiersentwicklung in Berlin mit drei Teilprojekten im IPD/IPA Verfahren aufsetzen und als Projektleiterin begleiten.
Welche Projekte eigenen sich besonders für IPD?
IPD kann in verschiedenen Projektkontexten angewendet werden, einschließlich Infrastrukturprojekten. So z.B. bei der Verkehrs-, Energie-, Telekommunikations- oder Umweltinfrastruktur. Ebenso im Zusammenhang mit öffentlichen Gebäuden unterstützt und fördert IPD die Koordination und Zusammenarbeit. In all diesen Bereichen ist die Integration von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen entscheidend für den Erfolg des Projekts. Somit wird sichergestellt, dass alle relevanten Perspektiven und Fachkenntnisse in den Planungs- und Umsetzungsprozess frühzeitig einfließen. Der Anteil der IPD-Projekte von öffentlichen Bauherren ist beispielsweise im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Deutsche Bahn trägt unter anderem maßgeblich zu diesem Trend bei, indem sie immer mehr Pilotprojekte umsetzt.
Sind durch IPD erfolgreiche Bauprojekte garantiert?
IPD kann in viele Fällen helfen, insbesondere in komplexen Projekten, die eine intensive Zusammenarbeit und Koordination erfordern. Der Erfolg hängt hierbei von der effektiven Anwendung von IPD-Prinzipien in Verbindung mit einer Vielzahl bewährter Praktiken im Projektmanagement ab.
Woran liegt es, dass IPD gerade jetzt in Deutschland eine bedeutendere Rolle bekommt?
Ein entscheidender Faktor ist die wachsende Komplexität moderner Projekte. Heutzutage erfordern Projekte die Koordination von verschiedenen Disziplinen, Technologien und Fachkenntnissen. Ein weiterer wichtiger Grund ist der technische Fortschritt. Moderne Tools und digitale Plattformen unterstützen die nahtlose Zusammenarbeit über geografische Grenzen hinweg. Der steigende Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz hat ebenfalls zu dieser Entwicklung beigetragen. Nachhaltige Bauprojekte erfordern eine integrierte Herangehensweise, bei der Architekten, Ingenieure und Umweltexperten eng zusammenarbeiten. Die Notwendigkeit des effektiven Risikomanagements hat IPD ebenfalls begünstig. Potenzielle Risiken können frühzeitig erkannt und angegangen werden. Schließlich reagiert der Trend zu IPD auf die steigenden Erwartungen der Kunden. Es werden nicht nur hochwertige Ergebnisse verlangt, sondern auch eine effiziente und transparente Projektabwicklung.
Wo siehst du die größten Herausforderungen IPD tatsächlich einzusetzen?
Bei der Bereitschaft der einzelnen Akteure/Projektpartnern (nicht nur fachlich qualifiziert, sondern Fachleute mit ausgeprägten sozialen Fähigkeiten) . Ein Umdenken und das Aufbrechen von veralteten Rollenstrukturen/-bildern sind gefragt. Neue Ansätze und „das Unbekannte“ machen bekanntlich Angst, da auch meistens der Satz fällt: “Ich habe aber schon immer so Projekte abgewickelt und da hat es ja schließlich auch gepasst und funktioniert”.
Wie schätzt du die weitere Entwicklung in Deutschland ein?
Ich glaube es wird ein Umdenken stattfinden, wie auch beispielsweise mit der Klimapolitik, erst umsetzen, wenn es zwingend erforderlich ist (hier: z.B. Mitarbeitermangel) und/oder neue Generationen/Gesellschaftsformen auf dem Vormarsch sind. Wie wollen wir zukünftig miteinander umgehen und zusammenarbeiten ist hier die Frage.
Was sind deine Gedanken zu einer kooperativen & agilen Bauwirtschaft?
Die integrierte Projektabwicklung birgt ein enormes Potenzial, um die Branche weiterhin attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten. Die Innovationskraft liegt im Miteinander, welches aktuell eher abgeschwächt wird. Projektziele statt Einzelinteressen sollten im Vordergrund stehen. Auch im Hinblick auf den bevorstehenden Kampf um Mitarbeiter könnte dies entscheidend sein. Missverständnisse und/oder Fehlentscheidungen könnten der Vergangenheit angehören. Ein Fortschrittlicher und Innovativer Ansatz könnte neue Anreize schaffen und ist meines Erachtens auch dringend notwendig. Die Art und Weise, wie Konflikte in den meisten Bauprojekten gehandhabt werden, lässt oft zu wünschen übrig und trägt nicht gerade zur Attraktivität in der Branche bei.
Hast du einen Tipp für das Aufsetzen eines erfolgreichen Projekts im IPD-Verfahren?
Für mich persönlich ist es vor allem entscheidend „die richtigen Projektbeteiligten“ für diese Art der Projektabwicklung auszuwählen, welche es nicht nur als marketingwirksam erachten, es auf der Webseite darzustellen, sondern aktiv etwas ändern und vorantreiben möchten mit Lust an Veränderung Eine Projektcharte (Leitbild zur Projektabwicklung; Werte & Grundsätze in der Zusammenarbeit) sollten aktiv im Projekt gelebt und regelmäßig nachjustiert werden.
Vorleistungen wie Studien etc. sind ebenfalls von Vorteil aber auch eine realistische Erwartungshaltung inkl. Kostenrahmen macht den Einstieg für alle Beteiligten leichter.
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